Corona verstärkt den Trend zum Wohnen außerhalb der Großstadt

Seit einiger Zeit steigen die Immobilienpreise in den Speckgürteln der Großstädte stärker, als in den Metropolen selbst. Die hohen Preise in den Städten treiben zunehmend Menschen ins Umland. Dieser Trend ist durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden, wie aktuelle Zahlen jetzt nahelegen. Und er bietet einen Lösungsansatz für die städtischen Wohnungsprobleme.

Seit einiger Zeit steigen die Immobilienpreise in den Speckgürteln der Großstädte stärker, als in den Metropolen selbst. Die hohen Preise in den Städten treiben zunehmend Menschen ins Umland. Dieser Trend ist durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt worden, wie aktuelle Zahlen jetzt nahelegen. Und er bietet einen Lösungsansatz für die städtischen Wohnungsprobleme.

Düsseldorf. Die Corona-Pandemie verstärkt in Deutschland den Trend zum Wohnen außerhalb der großen Städte, Metropolen und Ballungszentren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Immobilienfinanzierungsplattform Interhyp, über welche die FAZ kürzlich berichtete. Demnach zieht es vor allem die Bewohner von Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern zunehmend in Mittel- und Kleinstädte. Wer auf dem Land wohnt, zieht dagegen seltener fort als früher.

Der Trend zeigt sich nach Angaben von Interhyp schon seit einigen Jahren, weil die Immobilienpreise in den Großstädten stark angestiegen und für viele Normalverdiener nicht mehr bezahlbar sind. Wie berichtet zeigt sich das schon länger daran, dass die Immobilienpreise in den Vororten und Speckgürteln der Großstädte kräftig steigen. Die Corona-Pandemie habe die neue Landlust allerdings noch einmal verstärkt, wie Interhyp mit Blick auf die aktuellsten Zahlen aus dem zweiten Quartal des laufenden Jahres feststellt.

Großstädter zieht es zunehmend in Klein- und Mittelstädte

Die Käufer und Bauherren in deutschen Kleinstädten stammten im ersten Halbjahr 2020 zu 68 aus einer Kleinstadt. Bei den Großstadtbewohnern sank der Anteil jener, die auch wieder in einer Großstadt eine Bleibe kaufen wollten, in den letzten fünf Jahren von 61 auf 58 Prozent. Zugleich wollten 57 Prozent der Immobilienkäufer insgesamt ihr Eigentum in einer Stadt mit mindestens 500.000 Einwohnern erwerben – 2016 waren es noch 63 Prozent gewesen.

Die Bewohner von Metropolen wie Köln, Düsseldorf, Berlin, Hamburg, München, Stuttgart oder Frankfurt zieht es vor allem in die Mittelstädte: 19 Prozent von ihnen ließen sich zuletzt dort nieder, 2016 waren es noch 17 Prozent. Mit 14 Prozent wandert aber auch ein nicht unerheblicher Teil der Metropolenbewohner in die Kleinstädte ab. Auch hier ist ein Anstieg zu verzeichnen, 2016 waren es noch 12 Prozent gewesen.

Der Einfluss der Corona-Pandemie ist hierbei in zweifacher Hinsicht zu spüren. Einerseits hat ein Boom des Home-Office eingesetzt, der wohl nachhaltig sein dürfte. Wer davon ausgeht, auf lange Sicht nur noch zweimal die Woche ins Büro zu müssen, kann in zeitlicher wie finanzieller Hinsicht ohne weiteres eine weitere Anfahrt zum Büro in Kauf nehmen und unter dem Strich sogar mit mehr Geld und Freizeit dastehen als zuvor.

Corona-Pandemie lässt Landleben attraktiver erscheinen

Zugleich macht die höhere Ansteckungsgefahr in großen Städten in Pandemie-Zeiten das Landleben attraktiver – ganz zu schweigen von der verfügbaren Wohnfläche. Auf dem Land ist der Quadratmeter noch günstig, man kann sich größere Wohnungen, Häuser und Gärten leisten. Den Wert einer großen Behausung und eines schönen Gartens haben durch die Corona-Einschränkungen zuletzt viele Menschen sehr zu schätzen gelernt.

So attraktiv das Landleben inzwischen also vielen wieder erscheint: Aufs platte Land – in Orte mit weniger als 5.000 Einwohnern – wollen dabei bislang die Wenigsten. Das dürfte wesentlich mit der Infrastruktur zu tun haben: Schnelles Internet, attraktive Einkaufsmöglichkeiten und eine gute, wohnortnahe Gesundheitsversorgung möchte eben niemand missen. Gerade der Boom des Home-Office macht den Breitbandanschluss besonders unentbehrlich.

„Es birgt eine große Chance, die Infrastruktur auf dem Land entsprechend auszubauen“, findet Erik Uwe Amaya. Der Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland Westfalen erklärt: „Wenn wir das Landleben für immer mehr Menschen mit einer funktionierenden Infrastruktur zur echten Alternative machen, dann senkt das den Nachfragedruck in den Wohnungsmärkten der Großstädte.“ In den Metropolen sei die Wohnraumknappheit angesichts kaum noch vorhandener Baugrundstücke dagegen kaum zu bekämpfen.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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