Dick isoliert: Neue Rohre für die Fernwärme sollen in den nächsten zwei Jahrzehnten überall in Deutschland verlegt werden.
Die Fernwärme soll eine wichtige Rolle bei der Umstellung des Gebäudebestands auf CO2-neutrale Beheizung spielen, das genaue Potential ist noch offen. Ein lukratives Geschäftsfeld für die Fernwärmeanbieter, die in der Regel eine Monopolstellung gegenüber den Kunden erlangen. Ihre Interessenverbände fordern jetzt dennoch zusätzliche Fördermilliarden für den Fernwärmeausbau.
Frankfurt. Bei der Energiewende im Gebäudesektor soll bekanntlich die Fernwärme eine tragende Rolle übernehmen. Deren Ausbau dürfte allerdings um ein Vielfaches teurer werden, als bisher angenommen. Das jedenfalls erwartet die Prognos AG nach aktuellen Zahlen, die das Unternehmen jetzt veröffentlicht hat. Die notwendigen Investitionen für den Ausbau der Fernwärmenetze, Wärmespeicher und neuen Erzeugungsanlagen beliefen sich demnach bis 2030 auf 43,5 Milliarden Euro. Das sind 10,6 Milliarden Euro mehr, als man in der ursprünglichen Studie im Jahr 2020 veranschlagt hatte.
Insgesamt rechnet man bis 2045 mit einem Investitionsvolumen von 74,4 Milliarden Euro. Bekanntlich soll der Gebäudebestand bis 2045 CO2-neutral sein, die Fernwärme soll dazu in urbanen Gebieten einen erheblichen Anteil beitragen. Bei Prognos geht man davon aus, dass sich sie Zahl der an die Fernwärme angeschlossenen Gebäude bis 2045 auf 3,6 Millionen Wohngebäude verdreifachen lässt. Damit würde die Zahl der mit Fernwärme geheizten Wohnungen von 6 auf 14 Millionen anwachsen. Der Anteil der erneuerbaren Energie an der Fernwärmeproduktion soll bis 2030 auf 50 Prozent steigen, bis 2045 dann auf 100 Prozent.
Pläne für Fernwärmeausbau noch in Arbeit
Dafür müsste eine hohe Geschwindigkeit vorgelegt werden, mittelfristig sollen in Deutschland rund 100.000 Gebäude pro Jahr einen Anschluss an die Fernwärme erhalten. „Werden die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) in ihrer heutigen Form fortgeschrieben, so ergibt sich bis zum Jahr 2030 ein Förderbedarf für Investitionskostenzuschüsse in Höhe von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr“, rechnet Prognos vor. Das Unternehmen hat die Studie – und das Gutachten, welches sie jetzt aktualisiert, im Auftrag für den Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und den Fernwärme-Spitzenverband (AGFW) erstellt.
Die Verbände schlagen jetzt Alarm aufgrund des hohen erwarteten Finanzierungsbedarfs. Derzeit sind 3,5 Milliarden Euro für die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze bewilligt – für den Zeitraum bis 2028. Das sei bei weitem nicht ausreichend, wie die beiden Verbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben. Die Förderung müsse daher mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet und das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) verlängert werden. Die Forderung kommt relativ frühzeitig: Aktuell sind die Kommunen Land auf, Land ab noch damit beschäftigt, die kommunalen Wärmepläne zu erstellen. Im Zuge dessen wird ermittelt, wo überhaupt Fernwärme ausgebaut werden soll.
Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.
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